Welche Aufgaben hat ein Taufpate / eine Taufpatin?

Rund um eine Taufe gibt es kaum eine wichtigere Frage zu klären als, wer Taufpate / Taufpatin sein soll.

Die Rolle des Taufpaten / der Taufpatin muss sehr gut besetzt sein, und zwar nicht nur für das eigentliche Taufritual, sondern vor allem für die Zeit danach. Der Taufpate / die Taufpatin ist im Idealfall eine Begleitung durchs ganze Leben hindurch, eine Vertrauensperson in persönlichen und spirituellen Belangen, ein respektvoller Gesprächspartner, und eine Anlaufstelle bei verschiedensten Fragen und Problemen. Diese wichtige Funktion ist auch historischen Veränderungen unterworfen und hat heute einen deutlich anderen Charakter als in früheren Jahrhunderten.

Die Ursprünge der Patenschaft

Davon, dass neu getauften Christinnen und Christen eine Patin oder ein Pate zur Seite gestellt wurden, berichtet Tertullian bereits im 2. Jahrhundert n. Chr. Während sich im Urchristentum hauptsächlich erwachsene Menschen nach dem Vorbild Jesu taufen ließen, wurde zu Tertullians Zeiten schon langsam die Säuglingstaufe üblich. In seiner Abhandlung „De baptismo“ (Über die Taufe) zeichnet er das Bild eines Bürgen, der bezeugt, dass der (junge) Mensch bereit für den Eintritt in die christliche Gemeinschaft ist und während des Sakraments ein Bekenntnis des Glaubens spricht.

Die Aufgaben des Taufpaten/der Taufpatin historisch betrachtet

Im Laufe der Jahrhunderte bekam die Patenschaft als Institution neben ihrer religiösen auch eine soziale Bedeutung. Mit dem Taufpaten / der Taufpatin erweiterte sich sozusagen die Verwandtschaft oder die Sippe der Getauften und damit auch das soziale Sicherheitsnetz. Oft wurden sozial besser gestellte Personen (und eher selten Blutsverwandte) gebeten, die Patenschaft zu übernehmen.

Bedeutung des „Gotlpack“

Auch der in Mitteleuropa weit verbreitete „Gotlpack“ nimmt hier seinen Ursprung: Zweimal jährlich (am Palmsonntag und zu Allerheiligen) erhält das Patenkind ein oft sehr großzügiges Geschenk vom Taufpaten/der Taufpatin. Zu Zeiten da er/sie oft eine wohlhabende oder einflussreiche Persönlichkeit war, gehörte es quasi zu den karitativen Pflichten, auch das (womöglich sozial schlechter gestellte) Patenkind zu beschenken. Der „Get“ und die „Gotl“ , wie es in Tirol, haben übrigens mit der spirituellen, also „göttlichen” Rolle der Paten zu tun und ist auch im englischen „godfather” oder „godmother” noch zu finden.

Bis im 20. Jahrhundert das Sorgerecht gesetzlich geregelt wurde, war der Taufpate / die Taufpatin außerdem das Sicherheitsnetz des Kindes, sollte den Eltern etwas zustoßen. Die Adoption eines Patenkindes war keine Seltenheit.

Die Aufgaben des Taufpaten / der Taufpatin beim Taufritual

Bei der Taufe ist der Taufpate / die Taufpatin gleichzeitig Zeuge / Zeugin und Stellvertreter:in. Er oder sie wohnt dem Sakrament vom Anfang bis zum Ende bei, spricht stellvertretend für den Täufling oder gemeinsam mit ihm oder ihr das Taufversprechen. Wird ein Säugling oder Kleinkind getauft, ist es meist Aufgabe des Paten / der Patin, das Kleine zu tragen und während des Rituals zu halten.

Die Begleitung des Patenkindes

Der Taufpate / die Taufpatin soll idealerweise eine wichtige Bezugsperson für das Patenkind sein, und zwar seine ganze Kindheit und Jugend hindurch bis ins Erwachsenenalter. Dass diese Beziehung sich verändert und bestimmten Höhen und Tiefen unterliegt, ist vollkommen normal. Zu Beginn ist sie noch sehr von den Vorstellungen der Eltern geprägt . Oft entwickelt sich erst im Laufe der Kindheit oder des Teenageralters so etwas wie ein eigener Rhythmus zwischen Pate / Patin und Patenkind.

Gemeinsam zusammenwachsen

Bei einem Säugling oder Kleinkind ist es zunächst einfach wichtig, regelmäßig präsent zu sein und sich dabei ganz dem Kleinen zu widmen, damit eine Bindung entstehen kann. Bis ins Kindergartenalter ist das oft schon gelungen und dann kann der Taufpate/die Taufpatin auch mal alleine etwas mit seinem/ihrem Patenkind unternehmen. In Tirol hat natürlich auch der „Gotlpack” eine besondere Bedeutung. In Zeiten des bewussten Konsums und mit Hinblick auf die Lebensrealität von Kindern ist es sinnvoll, immer (auch) Zeit zu schenken. Sich zumindest zweimal im Jahr ganz Zeit für diesen jungen Menschen zu nehmen und gemeinsam etwas Schönes und Außergewöhnliches zu unternehmen ist sicher das wertvollste Geschenk, dass ein Pate/eine Patin machen kann.

Vielfältige Beziehung

Natürlich darf es dazu auch ein besonderes Spielzeug oder eine andere Aufmerksamkeit geben. Je nach Alter des Kindes kann die gemeinsame Unternehmung variieren, von einem kleinen Ausflug am Nachmittag mit einem Kindergartenkind über einen Kinobesuch mit einem Schulkind bis hin zu einer kleinen Reise mit einem Teenager.

Im Jugendalter ist es schön für einen jungen Menschen, wenn es abgesehen von den Eltern eine zuverlässige Vertrauensperson gibt. Hier ist es besonders wichtig, dass sich der Taufpate/die Taufpatin laufend als Gesprächspartner:in anbietet, ohne sich aufzudrängen. Absolute Vertraulichkeit und Diskretion sind wichtig, damit der junge Mensch auch Lust hat, sein Inneres zu offenbaren und über wichtige und persönliche Themen zu sprechen.

Welche Rolle hat der Taufpate/die Taufpatin in eine säkularisierten Gesellschaft?

Viele der historischen Aufgaben eines Taufpaten / einer Taufpatin sind im 21. Jahrhundert nicht mehr zeitgemäß, und das ist auch gut so. Ein Aspekt des Rollenverständnisses muss aber ganz neu diskutiert werden, und zwar die spirituelle Begleitung. In der Lebensrealität vieler Kinder und Jugendlicher ist die Bedeutung von Religion im Alltag eher marginal. Als Pate oder Patin ist man deshalb mit der Frage konfrontiert, ob die Beziehung zum Patenkind überhaupt einen spirituellen oder religiösen Charakter haben soll, oder ob es nicht besser ist, einfach einen freundschaftlichen und empathischen Umgang mit dem jungen Menschen zu pflegen und alles Religiöse eher auszusparen.

Diese Frage muss auf zwei Ebenen beantwortet werden:

1. Der Taufpate / die Taufpatin hat natürlich einen Auftrag in einem spirituellen Sinn und diesen Auftrag als solchen abzulehnen, weil er nicht mehr ganz zeitgemäß scheint, untergräbt die Institution der Patenschaft massiv.

2. Einen Menschen spirituell zu begleiten kann sehr, sehr vieles bedeuten. Es heißt nicht, dass der Pate / die Patin mit dem Patenkind regelmäßig zum Gottesdienst gehen muss oder dass vorwiegend religiöse Themen besprochen werden müssen. Die spirituelle Entwicklung eines jungen Menschen ist sehr eng mit seiner Persönlichkeitsentwicklung verwoben, wenn die beiden nicht sogar in gewissem Sinn identisch sind. An den großen Lebensthemen und -ereignissen des Patenkindes Anteil zu nehmen und diese sensibel zu begleiten kann per se eine sehr spirituelle Angelegenheit sein.

Eine wichtige Voraussetzung dafür ist natürlich eine transzendente Perspektive. Der Pate / die Patin vermittelt also auf altersgemäße Weise: das, was wir als Subjekte erleben und sehen ist nicht alles, was es gibt. Erst der Blick, der auch das Göttliche als Grundlage unseres Lebens mit einschließt, ermöglicht das Erkennen des Gesamtbildes.

Anregungen, wie die spirituelle Begleitung gelingen kann:

  • Bei kleineren Kindern ist der Jahreskreis mit seinen unterschiedlichen Festen und Stimmungen ein wichtiger Ansatzpunkt für Spiritualität. Es ist sehr schön, wenn Paten Zeit haben, die wichtigsten religiösen Feste gemeinsam mit dem Kind zu begehen und es dabei aufmerksam zu begleiten.
  • Narrative, also Bücher, besonders aber auch Filme sind ein wunderbarer Ansatzpunkt für die spirituelle Bildung eines Kindes. Diese müssen nicht unbedingt religiösen Inhalts sein; vielmehr geht es darum, sich selbst und das Patenkind dafür zu sensibilisieren, wo Geschichten eine spirituelle Dimension bekommen. Wer die Augen offen hält, wird auch in Harry Potter & Co. reichlich religiöse und philosophische Inhalte finden.
  • Wenn der Pate / die Patin selbst eine Leidenschaft hat, die für ihn/sie sehr sinnstiftend ist, kann das Patenkind davon auch in spiritueller Hinsicht sehr profitieren, egal ob es ums Musikmachen, Gärtnern, Kochen oder Wandern geht. Das gemeinsame Sein in der Natur ist im Übrigen eine der besten Aktivitäten, die Raum für spirituelle Erlebnisse lassen.
  • Für ein älteres Kind und einen Jugendlichen ist der Taufpate/die Taufpatin oft ein wichtiges Gegenüber, wenn es um philosophisch-religiöse Gespräche geht. Wichtig ist dabei nur eine offene, respektvolle Gesprächskultur auf Augenhöhe, in der Fragen und Zweifel ernst genommen und liebevoll gehalten werden – ohne die Antworten gleich vorwegzunehmen.

 

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